Am 7. November 1951 wurde der Obelisk auf dem Platz des Gedenkens gemeinsam mit jenem in einer grossen Zeremonie eingeweiht. Seitdem erinnert das Ehrenmal mit der Inschrift "wiger Ruhm den Helden, die im Kampf gefallen sind" offiziell an die Rotarmisten, die beim Ueberqueren der Oder an der Front ihr Leben lassen mussten. Am 7. Mai 1953, dem Vorabend des "Tages der Befreiung vom Hitlerfaschismus" diente der Platz als feierliche Kulisse fuer die durch Walter Ulbricht vorgenommene Namensgebung: Stalinstadt. Der grosse Bruder Sowjetunion galt als Befreier und der im Maerz 1953 verstorbene Stalin als der Vater der Voelker. Niemals mehr danach sollte der Platz so angefuellt sein mit Menschen. Von da an war der Ort nur eine von den vielen Freiflaechen in der Stadt, zu denen auch der bis heute unfertige Zentrale Platz gehoert. Ab und an gab es Kundgebungen und Kranzniederlegungen, doch ansonsten gehoerte der Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft zu den zugigen Nicht-Orten, an denen man nicht verweilte, sondern nur eiligen Fusses vorueberschritt. Ab 1989 hoerten auch die Kranzniederlegungen und Kundgebungen auf und der Platz, der fortan Platz des Gedenkens hiess, da die Sowjetunion nicht mehr existierte, wurde von Reisebussen als An- und Abfahrtspunkt im Stadtzentrum genutzt. Dabei lohnt es sich wirklich, diesen oeden und leeren Platz mit dem hoch aufragenden Obelisken aus dem Zustand des Vergessens zu reissen, bildet er doch einen Anknuepfungspunkt an die bewegte und blutige Vorgeschichte der Stadt. Eine der vielen Legenden Eisenhuettenstadts besagt, dass beim Aufbau des EKO ueberraschend Massengraeber russischer Kriegsgefangener entdeckt wurden, von denen niemand etwas auch nur ahnte. Diese Legende ist unwahr, die Graeber waren bereits bekannt, sie waren nur im Weg. Es handelte sich um die sterblichen Ueberreste der ueber 4.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die im nahe Fuerstenbergs gelegenen Kriegsgefangenenlager Stalag III B aufgrund von Erschoepfung, Krankheit oder direkter Exekution ums Leben gekommen waren. Obwohl es im Stalag III B auch Kriegsgefangene anderer Nationen gab, hatten es die Sowjetbuerger besonders schwer, denn zum einen wollte die Sowjetunion die Genfer Konventionen zum Umgang mit Kriegsgefangenen nicht anerkennen (darum mussten die Deutschen sie im Gegenzug auch nicht dementsprechend behandeln) und zum anderen galten russiche Kriegsgefangene laut Stalins Befehl als Verraeter, denn sie hatten "Âauf Leben und Tod zu kaempfen". Stalin war in dieser Hinsicht so konsequent und rigoros, dass er nicht einmal bereit war, seinen eigenen Sohn aus deutscher Gefangenschaft auszuloesen. So waren die sowjetischen Kriegsgefangenen fuer die deutschen Lagerleiter nichts weiter als billige Arbeitskraefte, die jederzeit durch neue ersetzbar waren und als "nachwachsender Rohstoff" betrachtet wurden. Dennoch wurden die sterblichen Ueberreste der sowjetischen Kriegsgefangenen auf Anweisung von Oberst Alexandrow vom SKK Frankfurt/Oder vom EKO-Gelaende aus umgebettet und zusammen mit einigen im Kampf gefallenen Rotarmisten auf dem zentral gelegenen Platz in der neu entstehenden Stadt bestattet und mit einem 17 Meter hohen Monument geehrt. Allerdings wird auf den acht Gedenktafeln nur an rund 64 namentlich genannte Rotarmisten erinnert, die zahlenmaessig weitaus groessere Gruppe der Kriegsgefangenen wird nirgends erwaehnt. Ihre letzte Ruhe haben jedoch beide Gruppen auf dem Platz des Gedenkens gefunden, wo es wirklich sehr still ist. Andi Leser |
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